Page 38 - DTB Denkfabrik
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Grad der Digitalisierung als Hauptvorteil?
Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem
Grad der Digitalisierung. Vereine, die noch »wie in alten Zeiten« geführt werden, trifft es am schwersten. Sie
sind nicht auf die Krise vorbereitet, können auch nicht kurzfristig darauf reagieren und treiben nun manövrier- unfähig mit und müssen fast tatenlos zuschauen, wie sich die Folgen der Corona-Krise auf sie auswirken. Der Aufbau von Know-how bei allen Beteiligten über digitale Anwendungen und Ausstattung mit bedarfsgerechter Hard- und Software wird gemäß der ZiviZ-Studie1 »Lage des freiwilligen Engagements in der ersten Phase der Corona-Krise« als größte Herausforderung empfunden.
Vereine, die das Thema Digitalisierung frühzeitig ange- gangen sind, sind im Vorteil. Sie erreichen nicht nur ihre Ehrenamtler*innen auf direktem Weg, sondern bieten ihren Mitgliedern oft auch eine Plattform für ein Mit- einander – selbst ohne analoges oder digitales Sport- angebot.
Ehrenamt ist vor allem ein Miteinander
Dennoch: Es ist derzeit schwer, Mitglieder zu begeistern und zum Mitmachen aufzufordern. Denn im Lockdown fehlt der direkte persönliche Kontakt und das gemein- same Spielen und Sporttreiben kommen in einem digi- talen Raum zu kurz. Aber genau darauf kommt es an. Denn das Ehrenamt definiert sich vorrangig nicht darü- ber, dass etwas gemeinsam geschaffen wird, sondern vor allem über das zwischenmenschliche Miteinander.
Es sind genau diese Zwischen-Momente, die in den Sitzungen, bei der Arbeit oder in den Trainingseinheiten vorkommen, die die Mitglieder begeistern. Mitglieder, die vielleicht in anderen Bereichen ihres Lebens keinen Anlaufpunkt haben. Vor allem bei den Jugendlichen gleichen Alters entsteht dadurch das besondere Zusam- mengehörigkeitsgefühl einer Peergroup.
Dabei wird deutlich: Nicht die Dienstleistung steht im Vordergrund. Es ist der Wert des Vereins als soziale Hei- mat, der immer wieder herausgestellt werden muss. Auch der Aspekt des (lebenslangen) Lernens durch Engagement ist nicht zu unterschätzen: Beim ehrenamt- lichen Engagement kann man sich ausprobieren, testen und lernen, mit neuen Situationen umzugehen. Deshalb muss sich vor allem die Verbandsebene dafür einsetzen, dass der Vereinssport auch auf dem politischen Parkett wieder mehr Beachtung erhält – und der Wert des Sports und der Vereinsarbeit für das gesellschaftliche Miteinander mehr in den Vordergrund rückt.
Große Chance für jugendlichen Nachwuchs
Gerade im Bereich der Digitalisierung bietet sich den Ver- einen aktuell die große Chance, Nachwuchs fürs Ehren- amt zu generieren. Denn besonders für junge Menschen mit ihrem hohen Grad an Know-how im Bereich der Technik und der sozialen Medien besteht hier ein großer Spielraum. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Vereine den Jugendlichen Möglichkeiten bieten, sich auszu- probieren, gute Ideen umzusetzen und auch verantwor- tungsvolle Positionen zu übernehmen.
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