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Bewegung ist elementar und systemrelevant
Für Kinder sind anderthalb Jahre in der subjektiven Wahrnehmung eine längere Zeit als für Erwachsene, da ihr Zeitgefühl noch nicht ausgeprägt ist. Die Bedeutung der mit den verhängten Maßnahmen einhergehenden Einschränkungen der Bewegungs- und Sportangebote für Kinder und Jugendliche und deren Effekte wurden im Zuge der beschlossenen Maßnahmen, Hilfspakete und Förderprogramme bzw. Gegenmaßnahmen nur selten beachtet oder thematisiert. Der Fokus liegt der- zeit immer noch stark auf der als elementar erachteten Wissensvermittlung in den Kern-Schulfächern (Deutsch, Mathe und Fremdsprachen).
Bewegung konnte für Kinder über einen längeren Zeit- raum ausschließlich mit Angehörigen des eigenen Haushalts stattfinden. Qualifizierte Angebote durch ausgebildete Übungsleitende waren weitestgehend nicht möglich. Öffentliche Spiel- und Sportplätze waren immer wieder ganz oder teilweise gesperrt. Für viele Eltern war es eine große Herausforderung, die fehlenden qualifizierten Bewegungs- und Sportangebote eigen- ständig zu kompensieren. Sie sind dafür nicht ausge- bildet und auch die Animation und Motivation spielen bei der freudbetonten Vermittlung von Bewegung und Sport eine wichtige Rolle.
Besonders für junge Kinder ist Bewegung in der Aus- einandersetzung mit ihrer Umwelt und der Empfindung von Selbstwirklichkeit- und Wirksamkeit elementar. Ner- venstränge im Gehirn bilden sich zurück, wenn sie nicht
beansprucht und gefördert werden. Bewegung wirkt bei Kindern nicht primär auf das Herz-Kreislauf-System, sondern insbesondere auf die psychische Gesundheit. Die junge Generation hat das »Goldene Zeitalter der Bewegung« in der Zeit der Corona-Pandemie verpasst. Ebenso wie für das Erlernen von Fremdsprachen bei Erwachsenen gibt es für das Erwerben von motorischen Fähigkeiten ein goldenes Lernalter. Das lässt sich nicht einfach verschieben. Sport ist Grundlage für weiterfüh- rende Fähigkeiten. Wer rückwärtslaufen und eine Rolle kann, tut sich oft leichter beim Rechnen. Umgekehrt: Wer das nicht kann, geht ein höheres Risiko ein, später bei komplexen Leistungen überfordert zu sein. Es müs- sen jetzt Maßnahmen ergriffen werden, um diese sen- sible Phase der Entwicklung mit Bewegungsangeboten nachzuholen.1
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